Aktuell
    Aktuell – Festival-Splitter vom 17. Mai 2003  


Fr, 9. Mai 2003
Sa, 10. Mai 2003
So, 11. Mai 2003
Mo, 12. Mai 2003
Di, 13. Mai 2003
Mi, 14. Mai 2003
Do, 15. Mai 2003
Fr, 16. Mai 2003
Sa, 17. Mai 2003
So, 18. Mai 2003


   


Studenten stehen auf der Straße
Gestern feierten die Studentinnen der Bayerischen Theaterakademie August Everding im Rahmen des Figurentheater-Festivals im Experimentiertheater Premiere ihres Stücks „Seehundfell, Seelenhaut“. Die Inszenierung ist die Abschlussarbeit des ersten Studienjahrs des neu eingeführten Studiengangs Figurentheater an der Münchener Akademie. Wie eben bekannt gegeben wurde, soll der Studiengang bereits jetzt, ein Jahr nach der Einführung, wieder eingestellt werden. Finanzielle Schwierigkeiten der Akademie haben den Ausschlag für diese Entscheidung gegeben, die von den Dozenten und Studenten als Schlag ins Gesicht empfunden wird. Wie der Leiter des Studiengangs, der Intendant des Münchener Marionettentheaters Siegfried Böhmke in einem Gespräch mit dem Festivalleiter Bodo Birk erklärte, ist derzeit noch keine Lösung für die Fortsetzung der Ausbildung der Studentinnen in Sicht. Es werden Schulen gesucht, die die Münchener Nachwuchsspieler aufnehmen, sonst müssten sie ihre Ausbildung nach einem Jahr erfolgreicher Arbeit ohne Abschluss abbrechen. Ein untragbarer Zustand, wie Bodo Birk in einem Schreiben an die Akademieleitung und Ministerialrat Dr. Mihatsch im Kultusministerium mitteilte, dass die Leidtragenden dieser bedauerlichen Entwicklung ausgerechnet die Studierenden sein sollen.

20 Stunden Anreise aus Litauen
Direkt aus Litauen kommen die Studenten der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ nach Erlangen zu ihrem mitternächtlichen Auftritt mit „Der Fall des Ikarus“ in der Hugenottenkirche. Mit ihrem eigenen Kleinlaster waren sie aufgrund einer Reifenpanne mehr als 20 Stunden ununterbrochen unterwegs um am Tag ihres Auftritts um sechs Uhr früh in Erlangen anzukommen. Als sie sich um elf Uhr vormittags im Festivalbüro meldeten, schlugen die Organisatoren vor, sie sollten doch lieber noch etwas schlafen, für den Aufbau in der Kirche bekämen sie dann zusätzliches Personal zu Verfügung gestellt, um trotzdem rechtzeitig fertig zu werden. Kein Problem, war die Antwort. „Wir haben ausgeschlafen!“ Direkt nach der Vorstellung geht es nachts dann weiter nach Berlin, wo ein Auftritt im Rahmen des Festivals „Theater der Dinge“ ansteht.

Kulturinitiative „osteuropa@bayern.de“
Ein Schwerpunkt für das nächste Figurentheater-Festival 2005 zeichnet sich bereits jetzt ab: Im Umfeld des Festivals gab es einen ersten Kontakt der Organisatoren mit den Machern von „Spielart“ München, die für 2005 ein bayernweites Projekt unter dem Titel Kulturinitiative „osteuropa@bayern.de“ planen. Die EU-Erweiterung gab den Anstoß für dieses Projekt, an dem sich zahlreiche Veranstalter in Bayern beteiligen sollen und das den kulturellen Austausch zwischen Bayern und Osteuropa intensivieren und bereits bestehende Partnerschaften, wie die der Städte, neu beleben soll. Das Internationale Figurentheater-Festival Erlangen, Nürnberg, Fürth wäre als Mitveranstalter gerne gesehen, so Tilmann Broszat, Leiter von „Spielart“, der wegen des Gastspiels des Teatr Cinema „I am not talking about love here“ in Erlangen zu Gast war. Er plant mit den Polen eine Koproduktion, die im November in München Premiere haben soll.

Anzügliches zum Festivalabschluss
Mit Spannung wird im Organisationsteam des Figurentheater-Festivals das heutige Gastspiel der Gruppe von Sophie Perez im Redoutensaal erwartet. Nicht, dass man dort nicht wüsste, was auf einen zukommt. Nein, natürlich wurde die Inszenierung vorher in Paris in Augenschein genommen. Aber der Stücktext sorgt doch für Überraschungen. Die Inszenierung verwendet zwar nicht viel Sprache, aber was gesagt wird, hat es offensichtlich in sich. Bei der Vorbereitung des Handzettels, der zum besseren Verständnis des Stücks vorbereitet wird, stießen die „Übersetzer“ im Festivalbüro doch auf einige äußerst unerwartete Formulierungen. Der Text steckt nämlich voller Anzüglichkeiten und zweideutiger Anspielungen. So etwas ist mit dem normalen Langenscheidt kaum zu übersetzen. So sah man am hellichten Tag Mitarbeiterinnen des Organisationsteams mit hochroten Köpfen auf einschlägigen Internetseiten recherchieren, um die notwendigen „Fachbegriffe“ korrekt zu übersetzen. Für die Vorstellung um 21.00 Uhr im Redoutensaal gibt es übrigens noch Karten.

Weltstar in den Glocken-Lichtspielen
Meg Stuart und ihre Company sind im Bereich des modernen Tanzes echte Weltstars. Am Samstag und Sonntag gastiert sie mit ihrer Performance „sand table“ beim Internationalen Figurentheater-Festival in Erlangen, nicht etwa im ehrwürdigen Markgrafentheater, sondern in den alten Glocken-Lichtspielen. Dort wurde für die Vorstellung von einer Spezialfirma extra ein großes Gerüst errichtet, auf dem das Publikum während der Vorstellung steht und senkrecht nach unten auf das Geschehen blickt. Die Bühne ist ein Glastisch mit weißem Quarzsand (die spezielle Körnung musste extra bestellt werden), auf den eine Videoprojektion gerichtet wird. Für die wohl experimentellste und ungewöhnlichste Performance des diesjährigen Festivals, die am Wochenende mehrmals gezeigt wird, gibt es noch einige Karten.

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