Sèmola
Teatre, Spanien
centvinticinc – 125
// ohne Worte
Deutsche Erstaufführung
„Erinnern Sie sich noch an die Zeit, als elektrischer Strom mit
einer Spannung von 125 Volt arbeitete? Ich persönlich kann mich noch
sehr gut daran erinnern. Ich erinnere mich, dass mein Vater uns immer
Anweisungen gab, wie wir die Haushaltsgeräte nutzen sollten: Wir
durften nie zwei gleichzeitig anschalten, um einen Stromausfall und das
Durchbrennen der Sicherungen zu vermeiden. Wir durften ebenso wenig unsere
Kleider bügeln und dabei fernsehen. Oder wir durften nicht die Waschmaschine
benutzen und gleichzeitig Schallplatten anhören. Und vor allem durften
wir nie den permanenten Stromverbrauch des Kühlschranks vergessen…
Wir besaßen alle notwendigen Haushaltsgeräte, um eine glückliche
Familie zu sein. Aber was uns fehlte, war ausreichend Strom.
Erkennen sie die Parallelen zu der modernen Welt, in der wir leben? Denn
glauben wir nicht daran, alles zu haben und vermissen doch gleichzeitig
die wirklich wichtigen Dinge?“
Spärlich fällt Licht ins Dunkel der Ruine und lässt den
einstigen Glanz der herrschaftlichen Villa erahnen. Feierlicher Gesang
erfüllt die Stille. Einer nach dem anderen treten die Darsteller
hinzu, anscheinend ganz normale Menschen, mehr oder weniger zufrieden,
ohne viele Probleme. Aber Menschen, die dem Zuschauer ihre inneren Konflikte
offenbaren: Verwahrloste Seelen dem Verfall nahe, wie das Haus, in dem
einer nach dem anderen seine emotionale Realität preisgibt. Die Darsteller
selbst verkörpern metaphorisch ihre Gefühlswelt.
Das Sèmola Teatre ist vielen Nürnbergern wohl noch aus den
Zeiten des Kulturzirkus in lebhafter Erinnerung. Die katalanische Theatergruppe
ist eine der letzten, die die Macht der Bildersprache zu nutzen weiß.
Sie blickt auf eine lange Tradition zurück und ist doch progressiver
Ausdruck der katalanischen Kultur. Mit „centvinticinc“ gelang
Joan Grau erneut ein opulenter Bilderrausch, dem dank sprühender
Erotik und visueller Poesie niemand widerstehen kann. Die aufwändige
Produktion, deren Inhalte multimedial unterstützt werden, kommt als
deutsche Erstaufführung nach Nürnberg. „Centvinticinc“
– sinnlich, verstörend und fieberhaft poetisch zugleich, –
ist ein kontroverses Stück, das jedem Festivalgänger seine eigene
Interpretation erlaubt.
„Eine ästhetische Vorstellung, die Gefühle und Sinne provoziert
und wie ein Wasserfall über den Zuschauer hereinbricht.“ San
Sebastian
“Centvinticinc” is a sad analogy of
the modern world in which we are living. It is a bitter metaphor of a
handful of characters, seemingly normal people, more or less content,
without too many problems... Characters who expose their inner conflicts
– their souls as shabby and derelict as the house in which they
reveal their emotional realities, one by one. The play created by Joan
Grau is visual theatre fraught with violence and eroticism. A feverish
poetic play!
Spiel: Roser de Castro, Egbert de Jong, Laura
Gutierrez, Lindsay dos Ramos, Juanjo Ruano, Natxo Tarrés
Idee / Regie: Joan Grau
Choreografie: Montserrat Prats
Regie- / Dramaturgieassistenz: Toni Cots
Bühne: Fina Solá, Joan Grau
Technische Leitung: Fina Solà
Ton: Natxo Tarrés
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