samstag / 30. april
20.00 Uhr

Tafelhalle

// ca. 65 min

 

Sèmola Teatre, Spanien
centvinticinc – 125

// ohne Worte
Deutsche Erstaufführung

„Erinnern Sie sich noch an die Zeit, als elektrischer Strom mit einer Spannung von 125 Volt arbeitete? Ich persönlich kann mich noch sehr gut daran erinnern. Ich erinnere mich, dass mein Vater uns immer Anweisungen gab, wie wir die Haushaltsgeräte nutzen sollten: Wir durften nie zwei gleichzeitig anschalten, um einen Stromausfall und das Durchbrennen der Sicherungen zu vermeiden. Wir durften ebenso wenig unsere Kleider bügeln und dabei fernsehen. Oder wir durften nicht die Waschmaschine benutzen und gleichzeitig Schallplatten anhören. Und vor allem durften wir nie den permanenten Stromverbrauch des Kühlschranks vergessen… Wir besaßen alle notwendigen Haushaltsgeräte, um eine glückliche Familie zu sein. Aber was uns fehlte, war ausreichend Strom.
Erkennen sie die Parallelen zu der modernen Welt, in der wir leben? Denn glauben wir nicht daran, alles zu haben und vermissen doch gleichzeitig die wirklich wichtigen Dinge?“
Spärlich fällt Licht ins Dunkel der Ruine und lässt den einstigen Glanz der herrschaftlichen Villa erahnen. Feierlicher Gesang erfüllt die Stille. Einer nach dem anderen treten die Darsteller hinzu, anscheinend ganz normale Menschen, mehr oder weniger zufrieden, ohne viele Probleme. Aber Menschen, die dem Zuschauer ihre inneren Konflikte offenbaren: Verwahrloste Seelen dem Verfall nahe, wie das Haus, in dem einer nach dem anderen seine emotionale Realität preisgibt. Die Darsteller selbst verkörpern metaphorisch ihre Gefühlswelt.
Das Sèmola Teatre ist vielen Nürnbergern wohl noch aus den Zeiten des Kulturzirkus in lebhafter Erinnerung. Die katalanische Theatergruppe ist eine der letzten, die die Macht der Bildersprache zu nutzen weiß. Sie blickt auf eine lange Tradition zurück und ist doch progressiver Ausdruck der katalanischen Kultur. Mit „centvinticinc“ gelang Joan Grau erneut ein opulenter Bilderrausch, dem dank sprühender Erotik und visueller Poesie niemand widerstehen kann. Die aufwändige Produktion, deren Inhalte multimedial unterstützt werden, kommt als deutsche Erstaufführung nach Nürnberg. „Centvinticinc“ – sinnlich, verstörend und fieberhaft poetisch zugleich, – ist ein kontroverses Stück, das jedem Festivalgänger seine eigene Interpretation erlaubt.
„Eine ästhetische Vorstellung, die Gefühle und Sinne provoziert und wie ein Wasserfall über den Zuschauer hereinbricht.“ San Sebastian

“Centvinticinc” is a sad analogy of the modern world in which we are living. It is a bitter metaphor of a handful of characters, seemingly normal people, more or less content, without too many problems... Characters who expose their inner conflicts – their souls as shabby and derelict as the house in which they reveal their emotional realities, one by one. The play created by Joan Grau is visual theatre fraught with violence and eroticism. A feverish poetic play!

Spiel: Roser de Castro, Egbert de Jong, Laura Gutierrez, Lindsay dos Ramos, Juanjo Ruano, Natxo Tarrés
Idee / Regie: Joan Grau
Choreografie: Montserrat Prats
Regie- / Dramaturgieassistenz: Toni Cots
Bühne: Fina Solá, Joan Grau
Technische Leitung: Fina Solà
Ton: Natxo Tarrés


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