Oskaras
Koršunovas Theater, Litauen
Ein Sommernachtstraum
Von William Shakespeare
// in litauischer Sprache mit deutscher Übertitelung
„Mit jeder Inszenierung möchte ich ein Stück Tradition
zerstören“, bekennt Oskaras Koršunovas, der als gefeierter
Theaterrevolutionär aus der litauischen Hauptstadt Vilnius die Aufbruchstim-mung
der baltischen Staaten zur Eröffnung des 14. Internationalen Figurentheater-Festivals
in Erlangen repräsentiert. Er gehört einer jungen Generation
litauischer Künstler an, die das Ende des Kommunismus selbst miterlebt
haben, ebenso wie die Zeit des Aufbruchs, die darauf folgte und die die
spannungsgeladene Situation in den baltischen Staaten aus eigener Sicht
künstlerisch verarbeitet. In seinen Inszenierungen bleibt Koršunovas
stets seinen eigenwilligen künstlerischen Leitlinien treu, wobei
er gekonnt auf dem schmalen Grad zwischen Professionalität und Provokation
balanciert und dabei sowohl den Nerv der westlichen Welt als auch den
des osteuro-päischen Stammpublikums trifft. Als scharfsinniger Beobachter
der Zeit reagiert er sensibel auf die Möglichkeiten und Zwänge
der neuen „Freiheit“.
1998 wurde die unabhängige Gruppe Oskaras Koršunovas Theater
(OKT) gegründet – ein junges Künstlerkollektiv verwirklicht
Koršunovas’ Ideen auf hohem Niveau und versetzt Kritiker und
Zuschauer namhafter Festivals wie der Wiener Festwochen, der Salzburger
Festspiele oder die Besucher des Avignon-Festivals in Begeisterung.
„Ein Sommernachtstraum“ – eine außergewöhn-liche
Neuinterpretation des Shakespearestoffs – wurde mit zahlreichen
nationalen und internationa-len Preisen ausgezeichnet, u. a. dem litauischen
„Kristoforas“, dem Preis der besten Aufführung des polnischen
Festivals „Torun“ und dem „European Theatre Unions Award
2001“. Das Stück sprengt alle gewohnten Inszenierungskonzepte.
Vom altbekannten Spiel um die Irrungen und Wirrungen der Liebe, das vom
Elfenkönig Oberon, seiner Gattin Titania und dem Diener Puck auf
mannig-faltige Weise manipuliert wird, sind in Koršunovas’
Version nur noch Versatzstücke zu finden. Die Ausdruckskraft entsteht
durch vielschichtige und subtile Bilder, die vor allem durch das äußerst
minimalistische Gestaltungskonzept heraufbe-schworen werden. Die metaphorische
Bildsprache beruht auf dem komplexen und intensiven Zusam-menspiel von
Mensch und Objekt. Türgroße Holz-bretter sind das wichtigste
szenische Element. Sie fungieren gleichermaßen als Kostüme,
Mas-ken, Turngeräte, Sexualpartner, Rhythmusma-schinen sowie als
Stimmungsbarometer, an dem sich die Gefühlszustände der Charaktere
ablesen lassen. Wahlweise verwandeln sie sich vor dem inneren Auge des
Zuschauers in tanzende Bäume, hölzerne Schutzschilder oder sperrige
Bettdecken. Mit einer großen Portion Selbstironie und sprühend
vor Energie verknüpfen die Akteure eigene Erfahrungen mit Shakespeares
Klassiker und machen die Inszenierung zu einem kurzwei-ligen und aufregenden
Vergnügen, das vor prallem Leben nur so strotzt.
„Ein diszipliniertes Spiel, ein straff geformtes Vergnügen,
keine verkappte Stunde Gesellschafts-kritik. Schon lange ist Koršunovas’
Theater dort angekommen, wo sein Land erst noch hin will: in Europa.“
Die Zeit
Oskaras Koršunovas Theatre, one of the most
dynamic and successful Lithuanian theatre com-panies, brings magic and
life to Shakespeare’s timeless classic. In “A Midsummer Night’s
Dream”, the artists use wooden boards to miracu-lously create a
multitude of illusions – live walls, swings, secret doors and more.
Koršunovas creates theatre whose power lies in its physical and visual
expression.
Darsteller: Mindaugas Lungis, Alina Zujyte, Nerijus
Gadliauskas, Airida Gintautaite, Rasa Samuolyte, Darius Gumauskas, Rytis
Saladius, Gintautas Ryliškis, Sonata Visockaite, ivile
Šimkiene, Egle Valyte, Algirdas Gradauskas, Karina Metrikyte, Rasa
Kulyte, Asta Jestremskaite, Kristina Jakubauskaite, Daiva Siurblyte
Regie / Choreografie / Bühnenbild / Kostüme: Oskaras Koršunovas
Dramaturgie / Ausstattungsassistenz: Marta Vosyliute
Choreografie-Assistenz / Bewegungstraining: Vesta Grabštaite
Komposition: Gintaras Sodeika
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